Der Slogan «Zäme uf Distanz» bringt es auf den Punkt: In der Coronakrise ist Solidarität genauso wichtig wie physisches Abstandhalten. | © Christian von Arx
Der Slogan «Zäme uf Distanz» bringt es auf den Punkt: In der Coronakrise ist Solidarität genauso wichtig wie physisches Abstandhalten. | © Christian von Arx
15.09.2020 – Aktuell

Christliche Werte stiften Solidarität

Die Coronakrise steht im Zentrum des Baselbieter Bettagsmandats

Corona wirkt sich nicht nur auf den Rahmen von Bettagsanlässen aus, sondern prägt sie auch inhaltlich. Der Baselbieter Regierungspräsident Anton Lauber beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf Staat und Gesellschaft.

Gemeinsam beten in Zeiten grosser Not und Gefahr: Das ist die Kurzbeschreibung der Bettage im späten Mittelalter. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag als staatlicher Feiertag im Jahreskalender institutionalisiert und findet auch ohne grosse Krisen statt. Die Coronapandemie führt nun den Bettag zu seinem früheren inhaltlichen Kern zurück und zwingt zu neuen äusseren Formen. Wir sehen uns mit einer Bedrohung konfrontiert, bei der physische Gemeinsamkeit das Risiko erhöht.

Das von Regierungspräsident Anton Lauber verfasste Bettagsmandat der Baselbieter Regierung steht ganz unter dem Eindruck von Corona. «Was hat das winzige Coronavirus seit Mitte Februar nur mit uns gemacht?» fragt der Finanz- und Kirchendirektor. Gerade am Bettag werde uns bewusst, dass die Aufarbeitung dieser beispiellosen gesellschaftlichen Herausforderung erst noch vor uns liege.

«Die Corona-Pandemie wirft auch ein neues Licht auf die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, die wir so nicht gerne zur Kenntnis nehmen», hält Lauber fest und zitiert dazu den deutschen Soziologen Heinz Bude: «Vor allem die individuelle Schutzfähigkeit hängt oft von der sozialen Position ab.»

Die Coronakrise habe die Ansicht, dass sich die Dinge am besten in Eigenorganisation regeln, relativiert. Zwar habe das Virus erstaunliche Formen der gegenseitigen Unterstützung ausgelöst, doch wachse, gemäss Bude, auch das Bedürfnis nach einem Staat, der den Geist dieser Solidarität bekräftige.

«Auch die Kirchen stehen für die Förderung des sozialen Engagements für die Geschwächten in unserer Gesellschaft», schreibt Lauber. Deshalb sei die Akzeptanz der Kirchen nach wie vor gross. Darin liege die Erkenntnis, dass die gelebten christlichen Werte in unserer Gesellschaft Gemeinsinn und Solidarität stiften, gerade in schwierigen Zeiten wie diesen.

Regula Vogt-Kohler